Wieso spreche ich über rechtliche Sachverhalte hier?
In die Fußstapfen meines Großvaters bin ich voller Freude mit einem Jurastudium getreten, ja ich bin Jurist! Aber leider musste ich früh Folgendes feststellen:
- Ich hatte einen wundervollen Studienort in Passau, eine wunderbare Freundin und viele Freunde gefunden, so dass ich jetzt endlich lernen konnte, wie man herausfindet, was “Gerechtigkeit, Fairness und richtiges Entscheiden” ist.
- Schon bald merkte ich, dass die Juraprofessoren auch nicht so richtig wußten, was Recht und Unrecht ist.
- Das Studium bestand nur aus Büffeln von Texten, deren praktische Bedeutung mir verschlossen blieb. Zudem ein Lernstress, den sich die Studierenden machten, denn der Arbeitsmarkt für Juristen war schlecht.
- Da wurde es mir auch sehr, sehr schlecht. Ich hatte eine absolute Lern-Blockade gegen Ende des Studiums, hatte das Lernen aufgehört und suchte einen Job. Ich wollte abbrechen!
- Der “Retter” war ein Münchner Personalreferent, der mir einen Praktikumsplatz unter der Bedingung versprach, das ich das 1. Staatsexamen wenigstens ablegen sollte. Rettung, dachte ich! Ich gehe in die Praxis und habe nie wieder was mir dem unverständlichen Recht zu tun!
Was hat mir die Praxis gezeigt?
Die Freude in der Praxis hielt nicht lange an und ich fand raus: auch hier wird das Recht nur dazu benutzt, Macht auszuüben und die Spielchen der Mächtigen abzusichern. Mitarbeiter wurden mit rechtlich unverständlichen Regeln unterdrückt und klein gehalten.
Da war Zeit für mich zu gehen und ich machte etwas, was damals alle als den “Karriere-Knick” bezeichneten, sich aber für mich als Segen herausstellte: Ich kündigte und ging zu einem Verband als kleiner Berater, bei dem ich von dort an bis zu 30 Anfragen der Mitglieder zu beantworten hatte.
Ich erinnere mich an diese leidvolle Zeit noch als wäre es gestern: trotz 2 Staatsexamen und Doktortitel in Jura konnte ich die ersten telefonischen Rechtsanfragen z.B. aus dem Arbeitsrecht nur dadurch beantworten, weil mein neben mir sitzender Chef mir die Lösungen ins Ohr flüsterte. Eine Schande für mich! Hier passierte aber etwas sehr Unerwartetes: meine Mandanten zeigten mir mit ihren Fragen genau, wo der Schuh drückte und ich konnte mir die benötigten Antworten nach und nach erarbeiten. Da der Verband besonders kleine Unternehmen beriet, musste ich meine Sprache komplett umstellen: Juristendeutsch war nicht verlangt, Herr Doktor! Sprechen Sie mal Klartext!Von dort an ging es mir wieder sehr gut, denn ich merkte, wie man Recht leicht erklären kannund welche Erfolge meine Mandanten damit hatten: ich war glücklich!
Wieso bin ich Juraprofessor geworden?
Ha, das ist eine irre Geschichte! Ich Juraprofessor, obwohl ich im Studium mich so schwer getan habe?! Ja, genau, gerade deshalb musste ich zurück an die Hochschule! Ich wusste ja von mir selbst, wie man als Studierender leiden kann unter der Unverständlichkeit des Rechts!
Aber der Reihe nach: Zu meiner Tätigkeit im Verband gehörte auch das Unterricht geben. Ich schulte die Mitglieder und nahm auch Prüfungen ab. Das machte mir großen Spaß, da ich ja nun schon etwas Erfahrung gesammelt hatte und als junger Mensch älteren Menschen helfen konnte, Recht zu verstehen und Streit zu vermeiden. Ich hatte meine “schulmeisterliche Ader” entdeckt.
Sie müssen wissen: ich mag keinen Streit (auch wenn Streit manchmal wichtig ist, klaro). Aber ich hatte gemerkt, dass ich mich so richtig wohl fühle, wenn ich Menschen dabei helfen kann, mithilfe von rechtlichen Regelungen, für beide Seiten faire Lösungen in Streitfällen zu finden.
Als Anwalt und auch als Verbandsjurist war ich da aber leider in meiner Berufspraxis oftmals zu spät: es war zwischen den Parteien schon alles zerstritten. Deshalb entschied ich mich vor über 20 Jahren: Thorsten, Du musst eher in die “Fresskette” einsteigen! Und so wurde ich Hochschullehrer, Professor, denn dort kann ich jungen Menschen gleich von Anfang das Werkzeug geben, sich im Recht zurecht zu finden und Streit zu vermeiden!
Nun verstehen Sie, warum es mir heute als Ihr Online-Juraprofessor mein höchstes Ziel ist, Sie so fit zu machen, dass es gar keines Streites bedarf!
Hier nun könnte meine Geschichte enden, tut sie aber nicht, denn das Leben ändert sich manchmal schneller als man denkt!
Warum schreibe ich jetzt und heute hier im Internet?
Nun, liebe Community, in meiner lehrenden Tätigkeit bin ich nun schon über 20 Jahre an der Front und habe meinen Berufung dort mit viel Freude und Herzblut gelebt… bis dann die Digitalisierung kam, die u.a. Folgendes bewirkte:
- Folge 1: Rechtliche Informationen sind heute sehr schnell und leicht über Videos, Audiobeiträge, Vertrags-Generatoren, Fall-Lösungs-Seiten im Internet zu bekommen- leichter als im Unterricht.
- Folge 2: Die Aufmerksamkeitsspanne meiner Zuhörer im Frontal-Unterricht eines Seminars oder einer Vorlesung wird trotz bester Vorbereitung, vieler Anekdoten, Medien-Mix, Humor etc. immer geringer. Die Folge: beide Seiten langweilen sich zunehmend und bleiben vom Unterricht fern (der Prof “geistig” fern).
- Folge 3: Als Reaktion auf die beiden vorgenannten Phänomene habe ich mich entschlossen, das Recht in Zukunft dort zu lehren, wo sich Rechtsinteressierte eben heute so “rumtummeln”: im Internet!
- Folge 4: Es fehlen im Internet viele Erfahrungen und Anwendungsbeispiele, denn das Internet ist in der Hand der jungen Digital Natives. Wo sind denn die über 40-Jährigen, die Tipps an die Internet-Gemeinde geben? Vielfach sitzen sie noch in den Büros und geben nur spärlich ihr Wissen im Internet preis. Ein Fehler, denn so fehlt die Balance zwischen altem und neuem Wissen. Das möchte ich hier ändern!
Wo will ich hin mit Ihnen?
Ich reise sehr, sehr gerne! Viele Monate im Jahr bin ich im Ausland, um dort meine Geschäftspartner, Partnerhochschulen oder Freunde zu besuchen. Das hilft mir,
- die Rechtsprobleme in der Praxis wirklich in realen Geschäften mit realen, gewieften aber auch hilfesuchenden Geschäftsleuten zu erfahren,
- meine jungen, kreativen Studierenden bei den ersten Tagen im Auslandsstudium zu helfen (z.B. in San Diego) und
- einfach neue Freundschaften zu schließen und Kulturen, Verhaltensweisen und letztlich mich besser kennen zu lernen!